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AutorenbildAlessandra Weber

Bedürfnisse & Verletzlichkeit

Aktualisiert: vor 5 Tagen

Oft denken wir, unsere Bedürfnisse klar und deutlich angesprochen zu haben. In vielen Fällen ist das auch die Geschichte, die wir uns selbst erzählen: Der andere hört uns nicht, der andere geht nicht auf uns zu, der andere ist egoistisch und denkt nur an sich. Doch diese Erzählung ist häufig eine Verzerrung der Realität.

In Wahrheit haben wir unserem Partner nicht wirklich die Möglichkeit gegeben, uns zu sehen, uns in unserer ganzen Tiefe wahrzunehmen. Wir klagen darüber, dass er uns nicht sieht, dass er uns nicht wirklich verstehen kann, und dabei übersehen wir, dass auch wir eine wichtige Rolle in diesem Prozess spielen. Wir fordern, gesehen zu werden, ohne dem anderen zu zeigen, wie er uns wirklich wahrnehmen kann.

Es ist oft nicht genug, einfach nur Bedürfnisse zu äußern. Damit der andere uns wirklich hört und sich für unser Wohl engagieren kann, müssen wir uns verletzlich machen. Wir müssen in der Lage sein, unsere Wünsche und Bedürfnisse so zu formulieren, dass sie nicht als Forderung, sondern als Einladung wahrgenommen werden – eine Einladung, uns in unserer Bedürftigkeit zu sehen. Nur so können wir dem anderen die Möglichkeit geben, uns auf eine Weise zu begegnen, die uns wirklich erfüllt.

Wirklich gehört zu werden und verstanden zu werden, setzt voraus, dass wir uns zeigen – in unserer Verletzlichkeit, aber auch in unserer Stärke. Wenn wir erwarten, dass unser Partner auf unsere Bedürfnisse einfühlsam und engagiert reagiert, müssen wir ihm auch den Raum und die Werkzeuge bieten, um das zu tun. Es geht nicht nur darum, was wir brauchen, sondern auch darum, wie wir dieses Bedürfnis kommunizieren. Wir müssen unserem Partner beibringen, wie unsere emotionale Welt funktioniert, was uns wirklich bewegt und was wir in schwierigen Momenten von ihm benötigen. Nur dann kann er die Chance erhalten, uns zu „beschenken“, uns zu sehen und mit uns in einer tiefen und bedeutungsvollen Weise zu verbinden.

Die Verantwortung liegt nicht nur beim Partner, sondern auch bei uns, ihm zu helfen, auf uns zuzugehen und zu verstehen, was wir brauchen. Die wahre Verbindung entsteht durch das Zusammenspiel – durch die Bereitschaft beider Partner, sich zu öffnen und sich in ihrer ganzen Tiefe zu begegnen. Nur dann können wir wirklich miteinander wachsen und uns gegenseitig in unserer vollen Menschlichkeit annehmen.


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