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AutorenbildAlessandra Weber

Fühlen, was Du fühlst

In zwischenmenschlichen Beziehungen kommt es häufig vor, dass wir Gefühle erleben, die auf den ersten Blick nicht ausschließlich unsere eigenen sind. Dieses Phänomen lässt sich mit dem Konzept der embodied simulation erklären, das besonders in der Neurowissenschaft und Psychologie untersucht wurde.


Was ist embodied simulation?

Embodied simulation beschreibt die Fähigkeit unseres Gehirns, die inneren Zustände anderer Menschen zu „simulieren“, indem es deren Emotionen, Bewegungen oder sogar physiologische Zustände in uns selbst nachahmt. Diese Simulation geschieht unbewusst und ist ein zentraler Bestandteil von Empathie. Durch Spiegelneuronen, die im Gehirn aktiviert werden, können wir – allein durch die Beobachtung des anderen – dessen emotionale und körperliche Zustände „nachfühlen“.


Gefühle, die nicht „unsere“ sind

In Beziehungen zeigt sich dies oft, wenn wir Emotionen wie Traurigkeit, Ärger oder Angst erleben, ohne dass ein konkreter Auslöser in uns selbst zu erkennen ist. Stattdessen spüren wir das, was unser Gegenüber fühlt – als wäre es unser eigenes Gefühl. Diese Übernahme geschieht nicht nur durch nonverbale Signale wie Mimik und Gestik, sondern auch durch die energetische und emotionale Atmosphäre zwischen zwei Menschen.


Die Dynamik: Zwischen Außen und Innen

Doch Gefühle sind selten rein „fremd“. Was wir vom anderen wahrnehmen, interagiert immer mit unserer eigenen inneren Welt. Unsere Geschichte, unsere eigenen emotionalen Muster und unser Nervensystem beeinflussen, wie wir die Emotionen des anderen verarbeiten. Zum Beispiel könnte der Ärger des anderen in uns eine alte, eigene Wut wachrufen oder uns hilflos fühlen lassen – je nach unserer persönlichen Prägung.


Fremdes und Eigenes unterscheiden

Ein Bewusstsein für diese Prozesse zu entwickeln, ist wichtig, um eine gesunde Balance in Beziehungen zu finden. Ein erster Schritt besteht darin, innezuhalten und sich zu fragen:

  • „Ist das gerade mein Gefühl, oder spiegle ich etwas, das vom anderen kommt?“

  • „Was macht dieses Gefühl in mir? Welche Resonanz löst es aus?“

Dieses Hinterfragen hilft, eine klare Trennung zwischen dem zu schaffen, was von außen kommt, und dem, was aus der eigenen inneren Welt stammt. Dabei geht es nicht darum, das eine oder andere abzulehnen, sondern zu erkennen, wie beides zusammenwirkt.


Embodied Simulation als Ressource

Das Schöne an embodied simulation ist, dass sie uns tief mit anderen verbindet. Sie ermöglicht uns, den anderen auf einer intuitiven Ebene zu verstehen und mit ihm mitzufühlen. Gleichzeitig kann sie aber auch herausfordernd sein, da sie uns verletzlich macht.

Die Kunst besteht darin, diese Fähigkeit bewusst zu nutzen, ohne sich von fremden Gefühlen überwältigen zu lassen. So können wir in Beziehungen einfühlsam und präsent bleiben, ohne uns selbst zu verlieren.


Embdodied Simulation in Beziehungen


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