Der häufigsten Beziehungsmuster
- Alessandra Weber
- 8. Okt. 2022
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Sept.
Eines der häufigsten Beziehungsmuster ist das sogenannte Protest–Rückzug-Muster. Es entsteht, wenn ein Partner Nähe einfordert, während der andere sich zurückzieht. Was beide eigentlich suchen, ist Verbindung – und doch entfernen sie sich immer weiter voneinander.
Partnerin A, nennen wir sie Luisa, macht ihrem Partner Vorwürfe: sie kritisiert, fordert, protestiert. Partner B, Sebastian, reagiert, indem er sich zurückzieht, sich verteidigt oder mauert. Je mehr er auf Distanz geht, desto lauter und fordernder wird Luisa – und je mehr sie fordert, desto stärker zieht er sich zurück. Ein Kreislauf, der beide erschöpft.
Ein Beispiel: Wenn Luisa ihm vorwirft, dass er schon wieder zu spät von der Arbeit gekommen ist, verlässt Sebastian den Raum. Luisa versucht ihn zu erreichen, indem sie kämpft, während Sebastian die Situation zu beruhigen versucht – indem er sich entzieht und seine Verletzung allein mit sich auszutragen hofft.
Doch in Wirklichkeit verbergen sich hinter beiden Verhaltensweisen tiefe Bedürfnisse. Luisa fühlt sich überfordert und allein gelassen. Ihre innere Botschaft lautet: Du bist zu spät, weil ich dir nicht wichtig bin. Sebastian dagegen fühlt sich verletzt und nicht gesehen. In ihm klingt der Gedanke: Ich kann es dir nie recht machen – vielleicht willst du mich irgendwann gar nicht mehr.
So entsteht ein Muster, das beide gemeinsam erschaffen – und das doch keiner von ihnen wirklich will. Denn auf unterschiedliche Weise versuchen beide, die Beziehung zu schützen.
Solche Muster haben eine enorme Macht über uns. Aber sie sind nicht unausweichlich. Sobald wir lernen, sie zu erkennen, können wir innehalten und neue Wege suchen: Worte, die nicht anklagen, sondern einladen. Gesten, die nicht verschließen, sondern öffnen. Schritte, die uns einander wieder näher bringen.
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